Dr. Wassiliki Ioanna „Walli“ Daskalak über Ihre Erfahrungen beim Odontathon 2024
„Keiner von uns hätte allein so viel Wissen mitbringen können wie alle zusammen. Für mich eine neue Erfahrung von Teamarbeit und -aufstellung.“
Die Einladung zum Odontathon 2024 ereilte mich zu einer Zeit, als ich eigentlich gar keine Zeit hatte. Praxisumbau nach der Praxisübernahme, Personalumstellung und standespolitische Projekte vereinnahmten mich bereits zur Genüge. Der Odontathon ist bisher der einzige „Hackathon“ der Dentalbranche. Ein Event rund um das Finden von kreativen Lösungen für leider sehr reale Probleme. Dazu treffen sich Personen aus unterschiedlichen Fachbereichen mit unterschiedlichsten Vorkenntnissen und Jobs. Sie suchen sich eine Challenge aus und arbeiten zusammen an einer Lösungs-Strategie. Zur Wahl standen Challenges rund um die Themen demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Digitalisierung, öffentliche Ausgaben und Versorgung auf dem Land. Veranstaltungsort war das Dortmunder Fußballstadion.
Doch als Dirk (korrekterweise Dr. Dirk Leisenberg) mich einlud, konnte ich gar nicht „Nein“ sagen. Er wollte zum Fachkräftemangel für die Zahnärztekammer Hessen mit einem smarten, digitalen Berichtsheft ins Rennen gehen. Wir waren uns schnell einig, dass wir mehr wollen als ein weiteres, wöchentlich ausfüllbares PDF. Wir wollen smarte Lösungen, Übersetzertools, Gamification, künstliche Intelligenz, ausbildungsbegleitende Hilfen, Prüfungs-Quiz… – wir wollen alles! Und am besten sofort! Da waren wir also, zwei selbstständige Zahnärzte mit standespolitischem Background, die einen Unterschied beim Problem Fachkräftemangel machen wollten. Direkt an Tag 1 musste ich einen 1-minütigen Pitch vor großem Publikum abhalten und unsere Challenge in dieser kurzen Zeit dem Plenum schmackhaft machen. Nur, wenn mein Pitch ausreichend überzeugend war, würden sich Personen für unsere Challenge melden und unserem Team beitreten. Direkt zu Anfang eine heikle Alles-Oder-Nichts-Situation. Ich war enorm aufgeregt und strengte mich richtig an. Und dann der Befreiungsschlag: Viele Teilnehmende waren von unserem Vorhaben begeistert und wollten mithelfen.
Teamgeist und eine Menge Motivation
Im Gastro-VIP Bereich der Nordkurve des BVB-Stadions stellten wir ein Teamtableau mit Kernkompetenzen auf. Unser Team hatte sich um eine Kommunikationsexpertin (Rebekka Eitelwein), einen Recruiting-Experten (Ismar Bravo), einen Buchautor (Hans J. Schmid), eine Betriebswirtin (Mareen Riedel-Venturi), einen Produktmanager (Moritz Wemmer), eine Abrechnungs-Spezialistin (Kerstin Omari), einen Praxisneugründer (Dr. Alireza Moghaddam) und eine angestellte Zahnärztin (Ludmilla Hondong) erweitert – alle mit spezifischen Einblicken auf das Kernproblem. Keiner von uns hätte allein so viel Wissen mitbringen können wie alle zusammen. Für mich eine neue Erfahrung von Teamarbeit und -aufstellung. Für den nächsten Tag teilten wir uns in zwei Gruppen auf und arbeiteten an Hauptthemen. Team „Praxis“ sollte die Probleme in einer Zahnarztpraxis erfassen: Warum bildet nicht jede Praxis aus? Woran scheitern die Azubis? Team „App“ sollte technische Lösungsmöglichkeiten für einen App-Aufbau finden. Es war ein absolutes Gewusel – voller Konzentration, Eifer, Lachen und ab und an mal einem Glas Wein. Unübertrieben, diese Art der Teamarbeit hat meinen Horizont erweitert, mein Organisationsgeschick trainiert und meine Führungsqualitäten verbessert. Ich wusste gar nicht, wo meine Energie herkam, zumal der Schlaf an jenem Wochenende vor lauter Adrenalin etwas zu kurz kam.
Unser Ergebnis – und ein Publikumspreis!
Doch unser Team hatte einen Nachteil: Wir waren gut im „Machen“, nicht im „darüber Sprechen“. Wir waren so weit mit unseren Gedanken – bis ins kleinste Detail und sogar in der Umsetzbarkeit. Unsere Lösung war nicht rein theoretisch, sie war durchdacht und real. Wir verloren nicht viel Zeit an unsere Abschlusspräsentation, mit der wir einen Award gewinnen konnten.
Und dennoch hat unser Team parallel zusammen mit micro-factory irgendwie noch fast 40 kleine Schlüsselanhänger 3D-gedruckt, bemalt, QR-Codes organisiert und zum Verteilen vorbereitet. Der QR-Code führte zu einem Click-Dummy – einem kleinen beispielhaften Mock-Up unserer App, welches unsere Idee für die gesamte Zuhörerschaft visualisierte.
In 48 Stunden stellten wir ein technisches App-Konzept auf, hatten erste Designs und sogar einen kleine, spontane Odontathon-Marketing-Kampagne. Umso größer war die Freude, als wir den Audience Award erhielten. Das Publikum zog eine App, die Praxen bei der Ausbildung unterstützt, der Vision eines Roboter-Arms als ZFA-Ersatz vor. Das machte uns alle stolz! Deswegen geht es weiter mit unserem Projekt: „DentoMento, dein smarter Begleiter in der Praxis“ – um unsere Vision Wirklichkeit werden zu lassen.
Im Herbst wird es für uns Teilnehmer einen digitalen Workshop als Update geben. Und im kommenden Jahr ist ein neuartiges, hybrides Barcamp mit weiteren Vorträgen und Workshops geplant, um die nächsten Challenges zu dentaler Software, Telemedizin, KI, Interoperabilität und Robotik vorzubereiten. Einige von uns sind dann sicher auch wieder beim nächsten Odontathon 2026 dabei.
Autorin: Dr. Wassiliki Ioanna „Walli“ Daskalak
Hier geht es zum Artikel vom FVDZ-Landesverband Westfalen-Lippe